Unterdrücken… 

Ein ziemlich schweres Wort. So viel Macht… Kein Handlungsspielraum. 

Seit ich das Tavor bekomme, fühle ich in der Zeit nichts… Keine Wut, was in diesem Fall gut ist. Allerdings auch keine Freude. Lust auf Bewegung habe ich auch kaum noch. Würde mich am liebsten den ganzen Tag ins Bett verkriechen… 

Das Medikament unterdrückt alles, was mich als Mensch irgendwie ausmacht. Für ein paar Stunden bin ich nur körperlich anwesend… 

Ungefähr zwei bis drei Stunden hält dieser Zustand an. 

Sobald sie nachlassen, werden alle Gefühle, Gedanken und Ängste nach oben gepresst. 

Mein Hirn kommt mit dieser Überbelastung nicht zurecht… 

Es passiert so viel hier im Moment. Eine Entlassung folgt der nächsten. Nächsten Dienstag ist dann auch noch meine wichtigste Bezugsperson weg. 
Die Therapien treiben in mir den Angstschweiß hoch. Zu viel hab ich all die Jahre verdrängt oder vergraben… Nach und nach wird eine Baustelle nach der anderen geöffnet. 

Angst macht sich in den paar Stunden der Klarheit breit. 

Seit gestern bin ich wieder dabei zu kotzen… 

Ich fühle mich wie ein Versager. Nichts bekomme ich gebacken. 
Dass das hier kein Ferienlager ist in dem ich Urlaub mache, war mir von Anfang an klar. Doch das ich so sehr zu kämpfen habe, hätte ich nicht gedacht. 

Vor allem weil es die ersten Wochen ziemlich gut lief. 

Ich bin dem Druck irgendwie nicht gewachsen. Nicht stark genug… In mir macht sich ein Gedanke breit, hier alles abzubrechen. 

Aber was dann?

Gehe ich nach Hause?? 

Wieder zurück zu meiner Mutter??? 

Müsste ich ja… Wo sollte ich sonst hin…!? 
Aber das will ich nicht. 

Ich möchte nach München. Zur ANAD… 

Aber was ist, wenn die mich so nicht nehmen? Einen mit Medikamenten ruhig gestellten Vulkan, der kurz vor dem explodieren ist?? 

Ich kann für nichts garantieren. 

Nicht mal, dass ich das kotzen sein lassen kann. 

Gestern ein Rückfall, und heute gleich wieder… 

Meine Bulimie hat wieder Lunte gerochen.

Sie will, dass ich ihr wieder nachgebe… Mich in ihr suhle wie ein Schwein im Dreck. 
Es muss doch eine Dauerlösung dafür geben!? 

Ich kann doch nicht mein restliches beschi….eidenes Leben unter Drogen gestellt werden. 
Im Moment gibt’s nur eins… Aushalten.