Stabilität will gelernt sein…

In ein paar Tagen bin ich mittlerweile 3 Monate in München. Drei ganze Monate. Wie die Zeit vergeht… Echt Wahnsinn!
In dieser Zeit habe ich viel erlebt. Viel gelernt über mich und meine Krankheit… Ich bin mittlerweile so stabil, wie es noch nie der Fall war seit meiner Erkrankung.

Mit der Wohnsituation habe ich mich gut anfreunden können. Mein Glück war/ist es, dass ich bis jetzt (noch) als einziger Mann in der Wohnung bin. Ich könnte Glück haben, und es kommt kein weiterer bis zu meinem Auszug…

Ich bin unter der Woche mit Therapie und Gruppen gut eingedeckt. Und es bleibt noch genug Zeit für Freizeit und Sport. 
Ich kann nicht mal genau sagen, ob die Therapie hier bei ANAD soooo gut ist, oder ob es einfach nur der Tapetenwechsel gewesen ist, dass es mir aktuell so gut geht!

Ich denke, eine Mischung aus beidem wird wohl dafür verantwortlich sein. 

Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch was zu meckern hätte. 

In meiner WG läuft es aktuell nicht so rund. Menschlich komme ich mit den Mädels sehr gut klar. Wir verstehen uns super untereinander. Allerdings haben es die Mädels nicht so mit der Sauberkeit. 

Ich bin zwar auch nicht der ordentlichste, aber sauber sollte es schon sein. Gerade die am häufigsten genutzten Räume, Küche und Bad, lassen echt zu wünschen übrig!

Benutztes Geschirr steht rum… Spuren rund um die Toilette vom Erbrechen sind beinahe täglich zu sehen. Und keiner hat es nötig, diese Spuren eben zu entfernen… Ich bin nun seit gut zwei Monaten kotzfrei! Es interessiert mich nicht, ob einer bzw eine noch voll in ihrer Essstörung steckt. Ich guck schon immer nur auf meinen „Teller“. Aber es stört mich, wenn ich derjenige bin, der die Spuren beseitigen muss!

Jeden Donnerstag haben wir WG Gruppe. Jeden Donnerstag spreche ich das Thema an. In jedem Einzel wird das von mir angesprochen. Doch geändert hat sich bisher nichts… 

Ich bin mittlerweile schon so weit, dass ich mir über einen Abbruch der Therapie Gedanken mache. Dass wäre natürlich ziemlich unklug. Aber ich weiß auch, dass sich an dieser Situation nichts so schnell ändern wird. 

In eine andere WG kann ich nicht, weil das die einzige ist, die eben gemischt ist. 

Also was tun? Ich hab mir angewöhnt, nicht mehr den Dreck von anderen weg zu machen. Doch wie lang komm ich damit klar? Wenn es mich schon ekelt auf die Toilette zu gehen!?

Hm… 

Ich bin zwar stabil… Aber bin ich es auch, jetzt schon auf eigenen Beinen zu stehen?