Mein dunkler Anteil…

Die zweite Nacht in der Krisenstation. Jetzt über das Wochenende ist nicht viel los.

Es sind die meisten Patienten tagsüber unterwegs mit ihren Freunden und/oder Verwandten. Ich sitz hier… Versunken in Gedanken. Zum Glück ist gerade Fußball Weltmeisterschaft. Ein bisschen Ablenkung von meinem Gedankenstrudel…

In mir steigt die Angst. Angst vor der Zukunft. Nicht die ferne Zukunft. Eher die unmittelbar bevorstehende… Wie geht’s weiter in meinem Leben? Wann komm ich wieder auf die Füße?? Komm ich überhaupt wieder zurecht??? Es lief das letzte Jahr doch echt gut…

Im gestrigen Einzel mit meinem Therapeuten musste ich meine alte Lebensgeschichte erzählen. Angefangen in der Kindheit bis hin dem Tod meiner Mutter.

Wie fast jeder, der meine Geschichte hört, sagte auch er, dass ich ganz schön was mitgemacht habe im Leben.

Im Anschluss daran sagte er mir nur zwei Wörter, dass ich bis heute nicht vergessen habe.

Posttraumatische Belastungsstörung.

Toll… Noch eine Diagnose? Als hätte ich nicht schon genug scheiße an der Backe.

Und wieder ziehen meine dunklen Gedanken Kreise in meinem Kopf. Zur Zeit ist mein dunkler Anteil sehr stark. Okay… Stark war er schon immer. Aber dieses Mal ist es anders. Was genau, kann ich noch nicht sagen.

Normalerweise hab ich mit in Klinik Aufenthalten recht schnell auf ein „normales“ Level bringen können. Doch jetzt lache ich nicht oder gekünstelt. Mich interessiert nichts. Selbst Fußball ist zur Nebensache geworden…

Ich habe keine Suizidgedanken. Aber der Wunsch zu sterben ist größer den je.

Ich wünsche mir nichts sehnlicher als endlich zu sterben. Nicht mehr kämpfen zu müssen. Alles hinter mich zu lassen. Keine Sorgen mehr… Keine Geldprobleme… Kein Hass mehr empfinden… Nichts mehr spüren und nichts mehr sehen…

Ach, wäre das schön.

Wie gesagt! Ich habe keine Suizidgedanken. Ich werde mir nichts antun.

Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Worte bei dem einen oder anderen von euch ziemlich schräg anhören muss. Wenn ihr wüsstet, was in meinem Kopf so los ist… Mit welchen Gedanken und Gefühlen ich den ganzen Tag auskommen muss.

Da kann man nur verrückt werden…

Um dem ganzen ein wenig Druck abzulassen schreibe ich diesen Blog. Mir ist mittlerweile echt egal, wie viele Menschen diese Zeilen erreichen. Ich mach das nur, damit es ein wenig ruhiger wird in meinem Hirn…