Die Nächte in der Geschlossenen. Leute, ich kann da Storys erzählen…
Gestern war wieder so eine Nacht, die ich in meinen ganzen Jahren in stationären Aufenthalten so noch nicht erlebt habe.
In der Visite gestern Vormittag durfte ich vom Arzt aus in Begleitung einer Pflege bzw Therapeuten das Klinikgelände verlassen. Ein Highlight nach gut zwei Wochen eingesperrt sein. Wir sind mit ein paar Patienten und einer Therapeutin erst ans Kiosk und haben einen kleinen Spaziergang am Main gemacht. Es fühlte sich richtig gut an.
Ich bin gern am Main. Mache dort auch meist meine Radtouren… Der Kontrast mit dem Wasser und der Skyline ist einzigartig in Deutschland und fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.
Als ich mich abends um halb zehn ins Bett legte, war jede Menge Trubel auf der Station. Eine Mitpatientin wollte unbedingt den Arzt sprechen… Ein anderer wollte unbedingt noch am Abend entlassen werden… Die Pflege und der Arzt hatten alle Hände voll zu tun. Ein ganz normaler Tag auf der Geschlossenen eben…
Ich hab lange gebraucht bis ich bei dem Krach einschlafen konnte. Ständig flog irgendwo eine Tür… Ständig lautes Gerede auf dem Flur. Irgendwann hab ich es dann geschafft einzuschlafen.
Die Nacht um zwölf ging plötzlich die Tür vom Zimmer auf und das Licht ging an. Es war der Arzt.
Er weckte mich und sprach von einer sofortigen Verlegung. Ich war noch gar nicht richtig wach und er sprach als weiter… Es hat ein paar Minuten gedauert bis ich geschnallt hatte was er mir gesagt hat. Verlegen? Jetzt?? Nachts um zwölf???
Die Pflege machte Druck, dass ich schnell meine Sachen packen soll, damit sie mich auf die offene Station bringen konnte. Ich, noch voll im Halbschlaf, packte meine sieben Sachen und ging mit der Pflege auf die offene Station.
Wahrscheinlich war es mein Glück, dass in der Nacht so viele Notaufnahmen kamen, denn ich wurde auf die sogenannte Privat-Station gebracht. Fast nur Einzelzimmer…! Wenn es zu einer anderen Uhrzeit gewesen wäre, würde ich wahrscheinlich auf die andere Station gebracht worden. Da wäre es auch schön… Allerdings wäre es da wohl ein Doppelzimmer geworden.
Ich hab das erste Mal seit meinem jetzigen Aufenthalt gut geschlafen. Kein Krach… Kein schnarchen… Keine Suche nach einer Diplomarbeit…
Meine Freundin hat mich heute besucht. Hab sie das erste Mal seit zwei Wochen gesehen… Statt einem Kuss zur Begrüßung, gab eine eine schallende Ohrfeige… Okay… Ich hatte sie verdient.
Nichts desto trotz hatten wir uns im Garten lange und emotional unterhalten. Es war schön, sie endlich mal wieder in den Arm nehmen zu können und sie küssen zu dürfen.
Ausgang hab ich zwar noch nicht, aber ich denke mal, dass das nur eine Frage der Zeit ist. Aktuell bin ich erstmal froh, dass ich auf dieser Station bin. Allein im Zimmer…