Eine Geschichte. Mal ganz anders…

Heute möchte ich euch eine Geschichte erzählen, die nicht zum eigentlichen Thema passt. Ich schrieb sie 2017, als ich bei ANAD in München wohnte. Dort wurden verschiedene Gruppen angeboten, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Ich habe die Gruppe „kreatives Schreiben“ besucht und diese Geschichte niedergeschrieben. Aus verschiedenen Filmen und Serien, hab ich meine eigene Geschichte erfunden. Mal sehen, ob ihr erkennt, um welche Filme bzw Serien es sich handelt.

„Auf dem Friedhof ist die Hölle los“

Prolog: Dicht verwurzelt, und das schon über Jahre, zeichnen sich die Wurzeln der Buchen wie Adern unter der Haut.

Wir schrieben das Jahr 1987. Es ist der 31. Oktober. Halloween… In der Nähe meines Hauses befand sich ein kleiner Friedhof. Eine Legende besagt, dass dort früher von den Bewohnern des Dorfes Pennywine die Haustiere begraben wurden. Jedes Tier fand man dort. Egal wie skurril oder klein es war. Vom Goldfisch bis hin zum ausgewachsenen Rottweiler. Auf einer Fläche von gerade mal 10 mal 10 Metern waren dutzende Kreuze verteilt.

Hinter dem Friedhof befanden sich drei große Buchen. Fragt man die Leute aus dem Dorf, stehen diese seit Anfang an dort. Ihre Wurzeln legten sich wie ein Teppich über das angrenzende Gebiet rund um den Friedhof. Es gibt tausende Geschichten zu diesem Friedhof. In jeder werden auch die Bäume erwähnt. Eine davon besagt, dass sich jedes Jahr zu Halloween die Wurzeln der Buchen auftun und eine Gestalt aus dem Boden empor steigt.

Wie bei jeder Legende oder Sage hat es selbst nie einer gesehen. Man kennt nur jemand, der es gesehen haben will. Drum machte ich es mir zur Aufgabe, dieser Jemand zu sein, der das Rätsel um diese Geschichte aufdecken will.

Schon Tage zuvor machte ich mir einen Plan, was ich alles für diese Expedition alles benötige. Zum Glück waren gerade Schulferien, sodass ich extra lange wach bleiben konnte, falls nötig. Ich besorgte mir ein Fernglas von meinem Opa. Dieser hatte es immer im Urlaub dabei. In unserem Tante-Emma-Laden kaufte ich mir Verpflegung ein. Für 3 Mark eine gemischte Tüte mit Süßigkeiten. Meine Mutter machte mir eine Thermoskanne mit warmem Kakao.

Von meinem Zimmer aus konnte ich gut den Friedhof und die Bäume beobachten. Ich hatte mich nach dem Mittagessen für ein Schläfchen hingelegt, um auch die Nacht durchmachen zu können. Danach nahm ich für meinen Walkman aus dem Radio ein paar Lieder auf. Gut ausgerüstet, legte ich mich ab der Dämmerung auf die Lauer.

Während es dunkel wurde, gingen die Laternen rund um den Friedhof an. Ich saß auf einem Kissen auf meiner Fensterbank und beobachtete mit dem Fernglas das Geschehen. Stundenlang passierte nichts. Außer ein paar Fußgänger und Leute, die ihren Hund ausführten, passierte nichts. Immer wieder schweifte ich mit dem Fernglas in fremde Fenster und beobachtete das Geschehen bei den Nachbarn. Bei den Müllers zum Beispiel wurde Mensch ärgere dich nicht gespielt. Bei den Maiers lief der Tatort im Fernsehen. Nach jedem Fensterblick schaute ich zurück auf den Friedhof, ob sich da was tut. Aber nichts.

Ich hörte schon meine dritte Kassette mit meinen Lieblingsliedern. Dabei ärgerte ich mich, dass der Moderator kurz vor Ende des Liedes dazwischen gequatscht hatte. Meine Thermoskanne war bis auf einen Schluck aufgebraucht. Die Tüte mit Süßigkeiten war halb voll. Bauchschmerzen machten sich bemerkbar. Ich wollte gerade das erste Mal auf Toilette gehen, als plötzlich für einen Augenblick die Lichter draußen aus gingen. Es war vollkommen dunkel.

Völlig irritiert und verängstigt hielt ich mich an meinem Baseball Schläger fest. Den hatte ich mir zurechtgelegt, falls ich mich verteidigen musste. Ich schaute auf die Uhr. Sie ging um 23:59 Uhr aus und um 00:01 Uhr wieder an. So langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich versuchte meine Hand ruhig zu halten, damit ich was durch das Fernglas erkennen konnte. Vielleicht täuschte ich, aber die Bäume sahen irgendwie anders aus.

Die Wurzeln waren nicht mehr so dicht aneinander gereiht, wie es sonst der Fall war. In der Mitte, dem sogenannten Wurzelteppich, befand sich plötzlich ein Loch. So groß wie ein Mensch ungefähr. Aus dem dunklen Loch leuchteten zwei grüne Punkte. Erst dachte ich, es wären zwei Glühwürmchen. Aber dafür standen sie im perfekten Abstand zueinander. Außerdem bewegten sie sich lange Zeit nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit bewegten sie sich dann doch. Durch das Laternenlicht wurde eine Gestalt sichtbar. Es war schwarz wie die Nacht selbst. Ich stellte das Fernglas schärfer, um noch besser zu erkennen, um was für eine Gestalt es sich handelt.

Dieses Tier sah aus wie ein Wolf. Es fletschte die Zähne und stieß einen Schrei in die Nacht hinaus, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das Biest setzte sich in Bewegung. Es machte einen Sprung und lief Richtung Innenstadt. Im Schatten der Nacht war es gut geschützt und kaum zu erkennen. Es dauerte nicht lang, da war das Biest nicht mehr zu sehen. „Uff…“ Ich konnte kaum glauben, was ich da gesehen habe! Hatte ich geträumt? Um auf Nummer sicher zu gehen, kniff ich mir in den Arm. Nein. Ich schlief definitiv nicht. Das ist wirklich passiert.

Ich überlegte, was ich jetzt machen sollte. Sollte ich alle warnen? Würde mir das überhaupt jemand glauben?? Zu dumm, dass ich nicht meine Polaroidkamera zur Hand hatte. Wahrscheinlich hätte der Blitz mich dann verraten. Ich überlegte sehr lange, wie ich weiter vorgehen sollte. Mit dem Fernglas suchte ich die Umgebung ab. Das Biest war nirgends zu sehen. Das Loch im Wurzelteppich stand noch offen.

Völlig überfordert ging ich in meinem Zimmer auf und ab. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich beschloss, erstmal das Loch zu begutachten und dann gegebenenfalls mich auf die Suche zu machen. „Eins nach dem anderen, Sascha. Beruhige dich“ sagte ich immer wieder zu mir. Ich schnappte meine Taschenlampe und meinen Baseball Schläger und ging nach draußen.

Leise schloss ich die Haustür zu, damit meine Eltern nicht wach wurden. Die hätten es bestimmt nicht gut gefunden, wenn ihr zehnjähriger Junge nachts nach einem wilden Tier sucht. Schnell überquerte ich die Straße und ging mit vorsichtigen Schritten auf das Loch zu. Mit der Taschenlampe suchte ich nach Spuren auf dem Boden. Doch zu sehen war nichts. „Sehr seltsam.“ Das Tier hinterließ keinerlei Abdrücke. Immer mehr bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich griff den Schläger immer fester und bewegte mich auf das Loch zu.

Meine Beine waren wie Wackelpudding. Meine Zähne klapperten so laut, dass es womöglich jeder hören konnte. Der Lichtkegel der Taschenlampe war auf die breiteste Stufe gestellt, damit ich so viel wie möglich erkennen konnte. Ich stand gute zwei Meter vor dem Loch und leuchtete hinein. Das Loch schien endlos tief zu sein. Ich ging ein paar Schritte hinein. Es roch nach Moos und Holz. Eigentlich ein recht angenehmer Geruch. Ich konzentrierte mich und versuchte sachlich zu denken. Ein neuer Plan musste her.

Ging ich die Kreatur suchen? Aber wo sollte ich anfangen? Und was sollte ich machen, wenn ich sie gefunden habe? Oder ging ich in die Höhle hinein? Diese Entscheidung empfand ich als weniger gefährlich. Nennen wir es Schutzinstinkt. Ich ging in die Höhle hinein. Aus dem Geräteschuppen vor dem Haus holte ich ein langes Seil. Dieses band ich an einer der Wurzeln fest und nahm das andere Ende in die Hand, damit ich wieder hinausfinden konnte.

Mit langsamen Schritten bewegte ich mich immer tiefer in die Höhle. Außer dem Lichtkegel der Taschenlampe war es vollkommen dunkel. Ich leuchtete die aus Wurzeln und Ästen bestehende Wand und den Boden ab. Abgesehen von der Dunkelheit, hatte die Höhle nichts Bedrohliches. Die Luft war so klar und frisch. Als wäre man im tiefsten Wald. Meine Augen taten sich schwer, an die Dunkelheit zu gewöhnen. Man konnte nicht die eigene Hand vor Augen erkennen. Ich befürchtete, dass ich nie wieder hier hinausfinden würde. Gut, ich hatte das Seil ja noch. Aber dieses ist irgendwann aufgebraucht. Zur Not hatte ich noch ein zweites Seil dabei. Dieses könnte ich dann an das andere binden, um noch etwas mehr Spielraum zu haben.

Ich wollte mir jetzt keine Gedanken darüber machen. Denn ich war ein Meister, in Gedanken kaputt zu denken. „Konzentriere dich, du Idiot. Das ist eine Höhle. Vielleicht gibt es ja noch einen weiteren Eingang.“ Ich versuchte, sachlich zu bleiben. Keine Zeit und der falsche Ort, um in Panik zu geraten.

Langsam, und wirklich nur langsam, konnte ich mich auf das wesentliche konzentrieren. Meine Neugier, die Höhle zu entdecken war größer, als die kindliche Angst sich zu verlaufen. Als ich so umher leuchtete, fielen mir die Kratzspuren an der Wand auf. Um so tiefer ich ging, um so mehr Kratzer waren zu sehen. Sind die mir vorher nicht aufgefallen? Hab ich sie übersehen? Hm. Gut möglich. Ich versuchte mich dran zu erinnern. Aber mir fielen diese Kratzer nicht auf. Tiefer und tiefer ging ich hinein. Mich plagten meine Gedanken. Was mache ich, wenn die Kreatur zurückkommt? Oder was passiert, wenn ich nie wieder hinausfinde? Ich hab doch noch mein ganzes Leben vor mir. Soll es so zu Ende gehen?

Na ja… Zumindest würde ich als Entdecker in die Geschichte eingehen. Vorausgesetzt, ich würde jemals gefunden werden. Wenn das Biest zurückkommt und mich frisst, wird nicht mehr viel von mir übrig bleiben. Dann war es das mit den Geschichtsbüchern. „Bleib cool. Noch ist nichts Schlimmes passiert. Du kommst hier lebend raus.“ Ich unterdrückte meine Angst, so gut es ging. Wie lange war ich schon unterwegs? Gefühlt eine Ewigkeit ging in nun schon geradeaus.

Ich hatte keinerlei Zeitgefühl. Etwas seltsam war es ja schon, dass es immer nur geradeaus ging. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, da stand ich vor einer Weggabelung. „Links oder rechts?“ Ich leuchtete die beiden Wege mit der Taschenlampe ab. Beim rechten Gang spürte ich einen leichten Luftzug.

Ich entschied mich für den rechten Weg. Seien wir mal ehrlich. Ich musste hier wieder raus. Was konnte ein zehnjähriger gegen so ein Biest schon ausrichten? So ganz ohne Waffen? Falls ich hier wieder raus finden sollte, wäre ich auf jeden Fall ein Entdecker. Ähnlich wie Christopher Kolumbus. Vielleicht würde dann die Höhle nach mir benannt. Aber zuerst musste ich einen Weg hier raus finden. Wie sagte mein Opa immer zu mir: Schritt für Schritt in die richtige Richtung. Mein Opa war ein weiser Mann.

Es meldete sich der Hunger. Auf die Toilette müsste ich auch mal. „Verdammt. Ich hab vergessen mir was zu Essen mitzunehmen.“ Erstmal die Blase entleeren. Als Junge hat man es in dieser Hinsicht echt leicht. Nach einer kurzen Pinkelpause lief ich weiter. Wie weit ich wohl schon gegangen bin? Das Seil ist bereits am Ende angelangt. Jetzt musste ich mich entscheiden… Entweder gehe ich zurück, oder ich lief ohne Absicherung weiter. „Wenn ich zurück gehe, finde ich nie heraus, was sich in dieser Höhle befindet. Wenn ich allerdings ohne Seil weiter laufe, komme ich vielleicht nie wieder hier raus.“

Mein kindliches Ich meldete sich zu Wort. „Mensch Sascha… Du bist zehn Jahre alt. Was hast du dir dabei gedacht? Wenn die Eltern das mitbekommen, gibt es lebenslang Hausarrest!“ Im Gegensatz meldete sich meine neugierige Seite. „Wenn du jetzt zurück gehst, wirst du niemals nach der Höhle benannt. Du könntest berühmt werden!“

Somit war klar, ich musste weiter gehen. Ich lies das Seil auf dem Boden liegen und ging weiter. Mit der Taschenlampe versuchte ich, eine Markierung an der Wand zu zeichnen. Es ging. Irgendwie… „Mehr schlecht, als Recht.“ Ich zählze meine Schritte, um bei fünfzig Schritten eine Markierung zu machen. In der Hoffnung, diese beim verlassen wieder zu erkennen. Meine Angst ist der Neugier gewichen. Mein Magen knurrte in Zwischenzeit ziemlich laut. Einmal knurrte er so laut, dass ich mich richtig erschrak. „Oh man. Mach dir nicht ins Hemd! Das war nur dein Magen.“ Mein Herz ist kurzweilig in die Kniekehle gerutscht.

Der Lichtkegel füllte den Gang nur spärlich mit Licht aus. Ich erreichte erneut eine Weggabelung. „Geh ich wieder nach rechts? Dann besteht die Gefahr, dass ich im Kreis laufe. Hm.“ Ich entschied mich für den linken Gang. Mit der Taschenlampe markierte ich die Wand und den Boden. „Ich finde hier nie wieder raus…“ Langsam überkam mich ein mulmiges Gefühl.

Tausend Gedanken gingen in meinem Kopf umher. Was ist, wenn ich hier wirklich nicht mehr raus komme? Ich bräuchte zumindest nicht mehr in die Schule. Meine Eltern würden einen Sohn verlieren. „Nie wieder Hausaufgaben!“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich würde wahrscheinlich irgendwann gefunden werden. Eventuell nur meine Knochen. Dabei hatte ich doch noch so viel vor… Ich hatte noch nie ein Mädchen geküsst. Ich werde wohl nie wissen, wie es ist, eine Zigarette zu rauchen. So viele Dinge die ich noch nie gemacht hatte. Ein bisschen Wehmut und Traurigkeit kam in mir hoch. Die Zuversicht hier lebend wieder raus zu kommen, wich von Minute zu Minute.

Völlig in Gedanken lief ich teilnahmslos den dunklen Gang entlang. Ohne auf den Weg zu achten, übersah ich ein großes Loch im Boden. Ich steuerte ohne es zu ahnen drauf zu. Es kam wie es vorherbestimmt war. Ich fiel hinein. Mein Schrei verhallte in der Dunkelheit. Ich fiel und fiel… Irgendwann wurde ich ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam, lag ich mitten auf einem Weg. Es kam ein Auto auf mich zu. Es hielt an und ich fragte den Mann wo ich hier bin. Er stieg aus seinem Wagen und begutachtete mich von Kopf bis Fuß. „Wir sind in Neu New York und wir haben das Jahr 2034.“

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