Normalerweise ist immer was los in meinem Kopf. Selten ist dort Ruhe… Gedanken schwirren in Sekundentakt durch`s Hirn. „Wie komm ich rüber?“ „Sieht man meinen Bauch?“ „Lächle nicht zu sehr, sonst sieht man deine kaputten Zähne…“ „Wenn dich jemand was fragt, fang bloß nicht an zu stottern vor Unsicherheit…“ Dadurch komm ich selten zur Ruhe und bin deswegen ständig angespannt und kann mich schlecht konzentrieren.
Wenn ich dann mal einen schlechten Tag habe, mach ich mir den ganzen Tag Gedanken. Meist sind es dann keine guten Gedanken… Schließlich bin ich ein Meister darin, alles kaputt zu denken. Seit meinem letzten Klinikaufenthalt versuche ich dem entgegenzuwirken. Klingt im ersten Moment ziemlich banal, aber ich schalte auf Durchzug. Hätte nie gedacht, dass ich das kann. Dass es jetzt klappt, aber früher mich immer wieder regelrecht zur Verzweiflung gebracht hat.
Allerdings gibt´s eine Nebenwirkung, mit der ich und alle in meinem Umfeld lernen müssen umzugehen: absolute Leere und keine Emotionen. Ich bin zwar physisch anwesend und reagiere, wenn ich angesprochen werde, aber ich empfinde nichts. Als ob mein Hirn alles auf Standby gesetzt hat…
Gestern war mal wieder so ein Moment. Ich kam beim Orthopäden nicht wirklich weiter. Nächster Termin erst wieder im neuen Jahr. Zumindest hat er mir Reha Sport verschrieben. Wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis. Nichtsdestotrotz konnte dieser kleine Erfolg nichts gegen diese Leere machen.
Sollte ich gegen diese Leere was unternehmen? Eigentlich schon. Denn schließlich erweckt meine Stille schnell den Eindruck, dass ich in die Depression rutsche. Aber so hab ich wenigstens keine negativen Gedanken. Ich habe keine Gedanken. Und leider keine Emotionen. Ich sollte da einen Mittelweg finden. Einen Weg, mit dem ich und mein Umfeld leben kann.